Stillen Teil II – Die Prophezeiung wird wahr "… ich sagte doch, du kannst nicht stillen..."

Im Dezember letzten Jahres war es dann endlich soweit. Unser kleines Wunder kam auf die Welt. Ich hatte eine wirklich traumhaft schöne Geburt und einen tollen Baby-Kennlernstart!

Nun musste es allerdings kommen wie es kommen musste…

Press das Kind an die Brust, dann MUSS es schlucken…“

Das eigentlich als „stillfreundlich“betitelte Krankenhaus in dem ich entbunden habe war zum Zeitpunkt der Geburt stark überbelegt und offenbar chronisch unterbesetzt. Somit war ich , was das Stillen betraf, nach der Geburt meiner Tochter auf mich alleine gestellt. Ein Zeigen des korrekten Anlegens und/oder Hilfe bei Stillschwierigkeiten blieb gänzlich aus. Meine Tochter schlief ständig beim stillen ein, saugte nicht optimal und meine Brustwarzen waren schon ganz wund.

Als meine Tochter in der ersten Nacht nach der Geburt ständig schrie und ich sie dadurch einfach nicht an die Brust angelegt bekam klingelte ich nach einer Nachthebamme. Ich bat sie um Hilfe beim Anlegen und erklärte, dass mein Baby so weint. Statt mir kompetent zu helfen und mir zu erklären wie es richtig funktioniert, presste sie -mein sich vor Schreien windendes Baby- mit leichter Gewalt an meine Brust, bis es den Mund während des Schreien so weit öffnete und sie es „andocken konnte“. Stolz über ihr „Erfolg“ erklärte sie mir noch schnell freundlich „ wenn das Baby schreit, press es schnell an die Brust- dann muss es schlucken“. Dann verließ sie das Zimmer und ich blieb stark verunsichert, -mit nach nur 2 Minuten abgedockten und wieder weinenden Baby- zurück.

„ Dein Baby wird nicht satt“

Der erste Familiäre Besuch im Krankenhaus und Zuhause war ebenfalls keine große Hilfe. Statt dessen musste ich mir Aussagen anhören wie „ ich sagte doch, es kann sein dass du nicht stillen kannst“ und „ du hast sicher zu wenig Milch, die Kleine wird nicht satt“.

Zuhause angekommen ging das Dilemma in die nächste Runde. Von nun an kam täglich meine Nachsorgehebamme (im Grunde eine sehr liebe und sympathische Frau). Doch schon ihr erster Besuch am Tag nach der Entlassung war eher ernüchternd. Sie empfand unsere Tochter am Tag nach der Entlassung zu gelb und vermutete eine anfängliche Neugeborenengelbsucht. Auch hatte meine Tochter 205g also knapp 6 % Ihres Geburtsgewichtes verloren und noch nicht wieder zugenommen. Meine Hebamme machte eine Wiegeprobe (also Kind vor und nach dem Stillen Wiegen) um zu sehen, wie viel meine Tochter trinkt. Die Wiegeprobe ergab, dass meine Tochter keine Milch raus bekam und empfahl letztlich das Zufüttern. Heute weiß ich, dass dies ein übereiltes Handeln war und das es vollkommen normal ist, dass das Baby in den Tagen nach der Geburt bis 10% seines Geburtsgewichtes verliert. Auch dass das Baby gute 2-3 Wochen Zeit hat, sein Geburtsgewicht wieder zu erreichen, weiß ich nun. Somit hätte erst einmal dass Stillmanagement überarbeitet werden müssen. Und man hätte schauen können warum keine Milch bei Mili ankam.

Meine Brust war zu diesem Zeitpunkt steinhart, heiß und prall als würde sie jeden Moment platzen. Meine Hebamme schaute sie sich an und fragte mich,, ob ich eine Brust OP machen lassen habe. Sie sagte ich hätte so eine „komische“ Brust prall und nichts kommt raus. Im Nachhinein weiß ich, dass ich zu dem Zeitpunkt einen Milchstau hatte, welcher leider nicht rechtzeitig erkannt wurde. All das weiß ich HEUTE, damals war ich als unwissende natürlich Rat und Meinung meiner Hebamme ausgeliefert.

Aufgrund der Tatsache, dass ich offenbar nicht im Stande war Milch zu geben und mein Kind diese aber dringend benötigte, riet mir meine Hebamme zum Zufüttern.

Für mich brach eine Welt zusammen. Ich hatte große Sorge, dass dies der Anfang vom Abstillen sei – und ich wollte doch SO GERNE stillen. Ich fühlte mich der Nähe zu meinem Baby entrissen.

Im Verwandtenkreis stoß ich mit meinen Gefühlen leider nicht auf Verständnis. Einzig mein Mann hielt stets zu mir (was mir sehr viel Mut gab).

Ich lebte zwischen Stillen, Pumpen und Fläschchen machen

Es begann eine anstrengende Phase, nicht nur gefühlsbedingt (danke liebe Hormone!) sondern auch physisch. Der Tag und die Nacht (!) bestanden nur noch aus erst 15min rechts Stillen, Kind wach wickeln, 15min links stillen, Kind wach wickeln, Rest abpumpen, abgepumptes Zufüttern, Prefläschchen fertig machen und Füttern. Und bald wieder von vorne.

Ich weiß noch, dass wir oft weniger wie 3h innerhalb von 24h schliefen oder ausruhten. Trotz all der Anstrengung konnte ich im Kopf und im Herzen einfach nicht mit den Stillen abschließen. Die Hebamme schlug vor alternativ nur noch das Fläschchen zu geben und abzustillen, aber dies wollte und konnte ich einfach nicht. Es fühlte sich für mich nicht richtig und nicht gut an. Die Menschen um mich herum verstanden meinen Wunsch nicht und so entstand ein unheimlicher Druck in mir und ich stellte mir immer wieder die Frage ob das was ich tue richtig sei. Ich bin sehr froh, dass ich das große Glück habe einen Mann an meiner Seite zu haben, der mich in meinen Wunsch zu Stillen sehr unterstützt hat. So hielt ich durch und die Spirale zwischen Stillen, Pumpen und Fläschchen machen ging weiter.

Ein neues Problem war geboren – Meine Tochter hatte eine Saugverwirrung

Meine Tochter Mili , machte den Wechsel zwischen Brust und Flasche erst prima mit. Jedoch änderte sich dies ziemlich schnell. Plötzlich (gefühlt von Heute auf Morgen) war sie überfordert mit der Brust, wusste nicht mehr wie sie korrekt andocken oder saugen sollte. Sie versuchte so zu saugen wie sie es von der Flasche gewohnt war und zog ihren Kopf mit meiner Brustwarze im Mund wie wild hin und her. Sie wurde immer frustrierter und ich merkte, dass sie mit dem ständigen Brust/Flasche Wechsel nicht mehr Zurecht kam.

Ich begann neben dem Zufüttern mich intensiv mit dem Thema Stillen zu beschäftigen. Ich habe jede (Baby)freie Minute genutzt, mich über das Stillen zu informieren. Habe unzählige Seiten, Empfehlungen etc zum Thema gelesen und mich zusätzlich an eine qualifizierte Stillberaterin gewandt. Im Austausch mit der Stillberaterin bestätigte sich letztlich mein bereits entstandener Verdacht: Meine Tochter hat eine Saugverwirrung!

Nun war klar, es gibt nur noch zwei Möglichkeiten. Es wird entweder auf das Abstillen und ausschließliche Fläschchen geben hinauslaufen – oder (und diese Option gefiel mir besser!) ich muss vom ständigen Zufüttern wegkommen.

 Lese hier Teil III