Nachdem ich unzählige Stillratgeber gewälzt und mich mit der Stillberaterin ausgetauscht habe gab es einen Schlachtplan um von der Flasche weg zukommen. Im Grunde war die Lösung ganz simple: Angebot regelt die Nachfrage! Also muss die Nachfrage erhöht werden um meine Brüste zur Milchbildung zu animieren. 1. Regel: Das Baby MUSS häufig angelegt werden und zwar mindestens 8-12Mal innerhalb 24h. Am besten noch öfters. 2. Regel: Stillen nach bedarf, also auf jedes Minizeichen des Babys achten und immer wieder die Brust anbieten. Nicht auf die Uhr schauen – das Baby entscheidet wann es hunger hat. Auch wenn es erst vor 10 Minuten gegessen hat!
Ich habe Tage Gefühlt nur noch mit Baby an der Brust gelebt. Habe mich mit meiner Tochter ins Bett gekuschelt und sie ständig gestillt. Zusätzlich trank ich regelmäßig Stilltee mit Bockshornkleesamen und Malzbier. Durch das ständige Anlegen meiner Maus hat sich die Milch der Nachfrage angepasst und die Milch begann tatsächlich zu fließen. Anfangs noch kleine Mengen, die sich aber schnell steigerten. Nach und nach konnte ich das Zufüttern reduzieren. Und nach ca 2,5 Wochen und sehr viel Mühe, starkem Willen und ständigen Anlegen habe ich es geschafft mein Kind letztlich doch ausschließlich über das Stillen ernähren zu können. Sie nahm prima zu und ein Zufüttern war ab dann gar nicht mehr notwendig!
Ich war sehr Stolz an diesen Punkt gekommen zu sein und genoss das Stillen nun in vollen Zügen.
Unsere Familien waren sich einig:
„das arme Baby kann doch gar nicht satt bei dir werden!“
Die liebe Verwandtschaft hingegen hielt mir regelmäßig unter der Nase „sieh es ein, du kannst nicht Stillen“. Auch wurde mir stets vermittelt, mit meinen Wunsch zu Stillen würde ich mein Kind hungern lassen. Mich begegneten Aussagen wie „Endlich kriegt die Kleine mal was ordentliches zu Essen(Bei Fütterung per Flasche)“, „Deine Milch ist halt zu wenig“, „Deine Brüste sind halt zu klein zum Stillen“, „Deine Milch ist zu dünn und macht nicht satt“, „ Dein Kind nuckelt am Daumen es hat sicher Hunger und wird nicht satt“…
Auch zum Thema Fütterungszeiten gab es ganz abenteuerliche Aussagen. So habe ich nicht nur einmal gehört, dass mindestens 2 besser 4 h zwischen zwei Mahlzeiten liegen sollen, da dass Baby sonst Bauchschmerzen bekäme. Denn alte Milch dürfe nicht auf neue Milch im Magen des Kindes treffen .. Mittlerweile weiß ich, dass der Generation meiner Mutter tatsächlich solche Dinge beigebracht wurden. Damals war es wohl üblich, der Mutter das Kind im Krankenhaus nur alle 4 h zum Füttern zu bringen. Stillen nach Bedarf kannten sie damals nicht. Heute weiß man, dass die Aussagen quatsch sind und sich – wenn überhaupt- nur auf Kuhmilch beziehen. Zudem ist Muttermilch innerhalb 60-90minuten spätestens verdaut.
Ich versuchte mir ein dickes Fell zuzulegen und las weiterhin viel über das Thema Stillen. Außerdem begann ich zu recherchieren, wie die Generationen meiner Eltern und Großeltern das Kinderkriegen erlebt haben. Dadurch fiel es mir leichter, einige Aussagen und Verhaltensweisen besser zu verstehen. Durch mein erlangtes Wissen konnten mich ihre Aussagen aber nicht mehr verunsichern.
..heute können mich diese ganzen Sprüche und „gut gemeinte“ Ratschläge nicht mehr aus der Ruhe bringen…
Heute – 6 Monate später- stille ich meine Tochter noch immer. Ein Zufüttern war nie wieder nötig und Mili nimmt klasse zu. Jede Woche gehen wir bei uns im Mütterzentrum zum Wiegen und bisher gab es von der dort anwesenden Kinderärztin nie etwas zu beanstanden. Auch hatte unsere kleine Maus bereits mit 5 Monaten ihr Geburtsgewicht verdoppelt und befindet sich in der Kurve ca. auf der 75. Perzentile. Ist also definitiv gut genährt :o))
HEUTE können mich diese ganzen Sprüche und „gut gemeinten“ Ratschläge nicht mehr aus der Ruhe bringen. Dennoch finde ich es ziemlich frustrierend, dass im Jahre 2016 offenbar immer noch nicht genug Menschen bekannt ist, dass man nicht nach der Uhr sondern nach Bedarf des Kindes Stillen soll und die Milchmenge sich eben genau DIESEM Bedarf anpasst. Ich wünsche mir, mehr Unterstützung für uns (werdende) Mütter in diesem Thema. Natürlich bleibt es jedem selbst überlassen, ob er sich für oder gegen das Stillen entscheidet. Ich maße mir auch in keinster Weise das Recht an jemand darüber zu urteilen. Dennoch denke ich sollte man deutlich machen, dass es nur ganz, ganz wenige Frauen gibt die wirklich nicht stillen KÖNNEN (bestimmte Krankheiten zb können ein Grund sein). Diese Zahl der Frauen ist aber sehr niedrig. Daher sollte jeder erst mal davon ausgehen, Stillen zu können und wenn er dies wirklich möchte – mit Unterstützung dafür kämpfen.
Heute stillt meine Tochter nur noch wenige Minuten (max 5min) und auch nur noch eine Brust pro Mahlzeit, es ist ziemlich entspannend und ich bin froh , dass wir bis hierhin gekommen sind.
Wie ist es bei euch? Habt ihr ähnliche Erfahrungen oder Meinungen zum Thema Stillen erfahren müssen? Kennt ihr diese Aussagen wie „deine Milch reicht nicht“, „deine Milch ist zu dünn“…blabla??!
Ich wünsche allen Mamas (und die die es noch werden) eine tolle Babyzeit!
Für alle die selber noch Unterstützung in Sachen Stillen suchen, kann ich eine Beratung der LaLecheLiga Empfehlen. Dies sind qualifizierte Stillberaterin die Ehrenamtlich dieser großartigen Aufgabe nachgehen und uns Muttis kostenlos mit Rat und Tat zur Seite stehen. Einen Weblink und Informationen zum Thema Stillen findet ihr hier.